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Exhibition
Picturing Power: Art and Propaganda in the Great
Proletarian Cultural Revolution
31.1.-28.2.2001
Universitätsmuseum Heidelberg
Demaskiert den "weisen Konfuzius"
Baokai Kong shengren de huapi
Unbekannter Künstler
Beijing 1974
Dieses Poster, eine kleine Bildergeschichte aus dem
Leben des weisen Konfuzius, entlarvt den Philosophen
und seine Lehren als "feudal" und "reaktionär."
Konfuzius wird dafür kritisiert, daß er
Schicksalsergebenheit predige, anstatt den Menschen
beizubringen, daß sie-genau wie der berühmte und
eben nur scheinbar verrückte alte Mann, der den Berg
vor seinem Haus versetzen wollte und den Mao immer
wieder zitiert-durchaus alles ändern könnten, was
(eben immer nur scheinbar) vom Himmel gewollt
war. Konfuzius wird außerdem kritisiert dafür,
hierarchisch zu denken und die Menschheit in
Höherwertige (Intellektuelle und Beamte) und
Minderwertige (Arbeiter und Bauern) einzuteilen, in
offensichtlichem Widerspruch zu Maos Glauben an das
Primat der Massen.
Das Poster entstammt der "Kampagne gegen Lin Biao
und Konfuzius" aus dem Jahre 1974, in der der
einstige Verteidigungsminister Lin Biao, der nach
seinem angeblichen Attentatsversuch gegen Mao und
seinem anschließendem mysteriösen Tod bei einem
Flugzeugabsturz 1971 zunächst noch nicht sofort
namentlich kritisiert worden war, endgültig
abserviert wurde: Er, der immer als Ultralinker
gegolten hatte, der den Mao-Kult in seinen
kulturrevolutionären Ausmaßen eigentlich erst
geschaffen hatte, und dessen Vorwort bis zu seinem
Fall 1971 jedes kleine rote Buch zierte (danach
wurde sein Vorwort häufig herausgerissen, so auch in
einem der ausgestellten roten Bücher in der Roten
Garden Vitrine), er, der schließlich 1969 zum
Nachfolger Maos bestimmt worden war, ausgerechnet er
wurde nun gleichgesetzt mit Konfuzius: Man entlarvte
ihn als einen Reaktionär, der hinter einer
ultralinken Maske seine wahre Natur versteckt
gehalten hatte.
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