Die Macht des roten Buches
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Man Zedong und Hua Guofeng
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Die Kulturrevolution und ihr ultimativer Held: Mao Zedong
Mao Zedong war
nicht nur der Initiator sondern auch der unbestrittene Held der
Kulturrevolution. Während neben ihm viele andere fielen,
aufstiegen und wieder fielen (am prominentesten unter ihnen Lin Biao
und Deng Xiaoping), blieb Mao Zedong unangetasteter Mittelpunkt des
politischen Geschehens. Der Kult um Mao Zedong geht bis auf die Zeit
im Sowjet Yanan (1937-45) zurück, als auch die Hymne Der
Osten ist rot entstand, die Mao als den Retter des
chinesischen Volkes ausweist.
Bereits seit
Anfang der 60er Jahre, aber vor allem während der Dekade der
Kulturrevolution, waren Porträts von Mao allgegenwärtig.
Mao wird in seinen verschiedenen Lebensabschnitten und
Wirkungsstätten gezeigt: Als dynamischer junger Revolutionär
im Sowjet Jinggangshan, als der angebetete reife Führer des
chinesischen Volkes am Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in
Beijing, als Freund der Arbeiter, der Bauern und der Soldaten. Solche
Bilder hatten den Status von religiösen Ikonen, und Künstler
mußten sehr vorsichtig sein, nicht versehentlich ihre Gottheit
zu beleidigen. Für Maos Portrait durften nur warme Farbtöne
verwendet werden, sein Gesicht mußte weich und schön sein,
er sollte auf die Menschen um ihn herum buchstäblich Licht
ausstrahlen, denn Mao war die Sonne, die roteste der roten Sonnen im
Herzen des Volkes. Die Produktion derartiger Propagandaposter brach
mit Maos Tod im September 1976 nicht ab. Weiterhin wurden sie
hergestellt, ohne grundlegende Änderungen in Thematik oder Stil
(wenn auch das unter Mao dominante Rot immer mehr ins Rosa
tendierte). Häufig trat nun allerdings das Bild Hua Guofengs,
des neuen Vorsitzenden der Partei (1976-81) neben oder an die Stelle
dessen von Mao Zedong.
Die Verehrung
Mao Zedongs bezog sich nicht nur auf seine Person sondern auch auf
seine Schriften, die Mao-Zedong-Gedanken (ironischerweise geht diese
Bezeichnung zurück auf eine Idee von 1943, die Liu Shaoqi eines
der ersten Opfer der Kulturrevolution gehabt haben soll!). 1963
bereits stellte Lin Biao das kleine rote Buch mit Zitaten
aus Maos wichtigsten Schriften zusammen. Dieses rote Buch in den
Anfangsjahren der Kulturrevolution verschenkte die Regierung davon
300 Millionen Stück galt während der Kulturrevolution
als Allheilmittel: Es findet sich auf unzähligen
Propagandapostern, spielt eine entscheidende Rolle in der Literatur
dieser Zeit, es wurde vertont und in viele Sprachen übersetzt:
Ohne Essen und Trinken konnte man auskommen, so hieß es, nicht
aber ohne die Lektüre der Mao-Zedong-Gedanken. Sie waren der
Kompass für die Revolution, das Lexikon eines
jeden Revolutionärs, eine geistige Atombombe.
Sie waren das Licht im Dunkel des chinesischen Alltags, so wie Mao
selbst die rote Sonne im Herzen eines jeden Chinesen war. Bewaffnet
mit den Mao-Zedong Gedanken, besiegte die chinesische Armee jeden
Feind; im Vertrauen auf die Mao-Zedong-Gedanken brachten die Bauern
selbst aus kargem Land noch reiche Ernten hervor. Geleitet von den
Mao-Zedong-Gedanken waren untrainierte Barfußdoktoren in der
Lage, Wunder zu vollbringen, ja sogar abgehackte Finger wieder
anwachsen zu lassen. Die ausgestellten Poster zeugen vom Geist dieser
Überzeugung.
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